Fahrzeugdaten
Fahrzeuggeschichte
Standardtyp aus der Frühzeit der Rhätischen Bahn (Schweiz)
Die Vorteile der Schmalspur sind im Gebirge noch gewichtiger als im Flachland: optimale Anpassung der Trassierung an das Gelände und daher niedrigere Kosten als bei der Normalspur. Der Gebirgskanton Graubünden wird aus diesem Grund von dem heute 375 km langen Meterspurnetz der Rhätischen Bahn (RhB) erschlossen, das zwischen 1889 und 1914 entstand.
Das Erscheinungsbild der Rhätischen Bahn wurde bis 1911 ausschließlich von zweiachsigen Personenwagen mit den typischen schmalen Fenstern bestimmt. Für den unterschiedlichen Bedarf entstanden verschiedene Varianten. die sich vor allem in der Klasseneinteilung und der Inneneinrichtung unterschieden. So gab es Fahrzeuge mit Holzklasse oder Polsterklasse, Mittelgang oder Seitengang. Der Wagen 57 wurde 1906 von der deutschen Waggonfabrik Rastatt als reiner Drittklasswagen C 257 (ab 1911: 2057) gebaut; insgesamt erhielt die Rhätische Bahn 16 gleichartige Fahrzeuge.
1943 wurde der Wagen vom Stammnetz zur Bellinzona-Mesocco-Bahn, auch Misoxer Bahn genannt, im italienischsprachigen Südbünden versetzt, die damals ihre Eigenständigkeit aufgab und mit der Rhätischen Bahn fusionierte, jedoch keine Gleisverbindung mit dieser besaß. Hier war er bis zur Einstellung des Personenverkehrs 1972 im Einsatz. Anschließend kam er zur Selfkantbahn. wo er seither im Einsatz steht.
Der Wagen wurde im Laufe der Zeit kaum verändert und ist noch weitgehend im Ursprungszustand. Lediglich die Fenster in den Stirnwänden und die zusätzlichen Türflügel wurden bereits bei der RhB entfernt. 1992 erhielt er wieder eine Dampfheizung, die er ursprünglich bereits hatte und erst mit der Elektrifizierung der RhB in den zwanziger Jahren verlor. Er war der erste Wagen der Selfkantbahn mit einer betriebsfähigen Dampfheizung und ist zudem deren einziger Personenwagen mit einer Toilette.
Ein Wagen aus der gleichen Bauserie, Nr. 2060, ist heute noch bei der Rhätischen Bahn als einsatzfähiges Museumsfahrzeug vorhanden.